In Museen weltweit werden Sättel und Sattelfragmente des 13. bis 17. Jahrhunderts aufbewahrt, die durch prächtige oberflächendeckende Beinarbeiten faszinieren. Als Reitsitze scheinen sie aufgrund ihres detailreichen Dekors ungeeignet, aber zu welchem Zweck wurden sie dann gefertigt? Die Studie geht diesem Rätsel nach.
Aufwendig verzierte spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Beinsättel finden sich weit verstreut in zahlreichen musealen Sammlungen. Die Sättel, die in der Regel zusammen mit Waffen und Rüstungen aus Leder und Metall ausgestellt werden, zeichnen sich durch ihre hellen, glänzenden Oberflächen aus kunstvoll geschnitztem und graviertem Knochen und Geweih aus. Angesichts dieses Dekors scheinen sie viel zu empfindlich, um sie tatsächlich als Reitsitze zu verwenden. Maria Schröder ermittelt auf Grundlage umfassender Objektstudien und zeitgenössischer Text- und Bildquellen die ursprüngliche Bedeutung und Funktion der Beinsättel. Sie erweisen sich als Repräsentationsmedien der aristokratischen und später auch der bürgerlichen Elite.
Die Erforschung der historischen Reitzeuge ist so ergiebig, weil das Pferd in der damaligen Gesellschaft von beispielloser Bedeutung war.
Durch die Verbindung von kunsthistorischen, historischen und literaturwissenschaftlichen Ansätzen ist dieses Buch für die Elfenbeinforschung, die frühe Sachkultur und die Materialsemantik von Interesse. Der höfische Roman nimmt in der Studie als Textquelle eine Schlüsselrolle ein bei der Analyse des Zusammenhangs zwischen literarischen Beschreibungen von Beinsätteln und ihren realen Entsprechungen.